Gegen Ende des Schuljahres 2018/19 hat eine Theatergruppe der Stufe EF in unserer Aula das Theaterstück "Der kleine Prinz" von Antoine de Saint-Exupéry aufgeführt. Unter der Leitung der Theaterpädagogin Frau Nusch haben die Schülerinnen und Schüler mit großer Disziplin und viel Einsatz und Kreativität gearbeitet und zwei erfolgreiche Auftritte dargeboten. Als Ergänzung zu unserer Bildergalerie, die HIER zu sehen ist haben wir ein Interview mit der Gruppe geführt, das einen besseren Einblick in die Theatererfahrung geben soll. Wir danken den Darstellerinnen und Darstellern für ihren Einsatz auf der Bühne und die interessanten Antworten. (Die Fragen wurden vom Literaturkurs der Stufe Q1 gestellt.)
1. Wieso habt ihr euch für dieses Stück entschieden?
Wir haben wirklich lange überlegt, welches Stück wir spielen möchten. Unsere Theaterregisseurin Nelia Nusch hat sich viele Gedanken gemacht und eine Menge Zeit darin investiert, all unseren Vorschlägen nachzugehen. Manche Stücke wie „Romeo und Julia“ waren uns nicht möglich, weil wir dafür zu wenige Schauspieler zu Verfügung hatten. Wir waren nämlich nur zu sechst. Dann hatte einer von uns die Idee vom kleinen Prinzen. „Der kleine Prinz“ schien uns für alle Altersklassen geeignet und Nelia konnte uns ein wunderschönes Bühnenbild zur Verfügung stellen, weil sie mit diesem Stück bereits viel Erfahrung hat.
Es ist ein wirklich zeitloser Weltklassiker mit einer faszinierenden Philosophie und einer versteckten Gesellschaftskritik, die selbst nach fast einem Jahrhundert noch zutreffend ist. Es ist eine Geschichte, von der jeder einmal gehört haben sollte.
2. Gab es Unstimmigkeiten bei der Rollenverteilung?
Zu Beginn waren ein paar Rollen deutlich beliebter als andere. Um zu entscheiden, wer welche Rollen spielt, haben wir uns einfach miteinander unterhalten. Es war kein Casting nötig und abgesehen von einem einzigen Missverständnis sind alle damit sehr zufrieden gewesen.
3. Konntest du dich in deiner Rolle wiederfinden?
„Ich habe drei Rollen gespielt. Die kleine Blume ist nicht gerade schlau. Das passt eigentlich nicht zu mir, aber ich wäre manchmal gerne auch noch so kindlich. Man verlangt aber von mir, dass ich mich erwachsen und ernsthaft verhalte. Das ist der Punkt, an dem ich mich bei der Geschäftsfrau wiederfinde. Sie schätzt Ernsthaftigkeit über alles. Mit der Schlange habe ich allerdings nichts gemeinsam, weil ich sie sehr egoistisch und hinterlistig finde.“ - Angelina
„Es gab ja gar nicht die Rolle. Fast jeder von uns musste mehrere Rollen übernehmen. Meine zwei Rollen waren die Rose und der Weichensteller. Die Rose wollte ich von Anfang an spielen. Aber nicht, weil ich mich mit ihr identifizieren konnte, sondern weil dies gerade nicht der Fall war. Charakterlich passt die Rose überhaupt nicht zu mir, deswegen war das schon eine große Herausforderung. Aber im Laufe der Proben bin ich immer näher an die Rose herangekommen, was ja auch meine Absicht war.“ - Rosa
„Mit dem König konnte ich mich identifizieren, weil ich auch sehr selbstbewusst und ein wenig arrogant bin. Mir fällt aber nichts ein, was ich mit dem Säufer oder dem Laternenanzünder gemeinsam haben könnte.“ - Mehmet
„Ich konnte mich in meiner Rolle absolut nicht wiederfinden, weil der Pilot sehr ernst und erwachsen ist. Wenn auch nicht ganz, weil er im Herzen noch ein Kind geblieben ist. Nelia hat mir den Tipp gegeben, mir John Wayne als Inspiration anzusehen. Diese abgebrühte männliche Art passt so überhaupt nicht zu mir. Ich bin eher so ein Mensch, der mehr in Wortwitzen als in normalen Sätzen spricht.“
- Yannick
„Der kleine Prinz mag nicht einer der Erwachsenen sein, aber er ist genauso wenig ein Kind wie seine Geschichte für Kinder geschrieben ist. Jedem Erwachsenen, der das denkt, lege ich ans Herz, sie noch einmal gründlich zu lesen. So ähnlich ging es am Anfang auch mir. Ich habe den Prinzen unterschätzt. Während den Proben für unser Stück habe ich immer wieder neue Tiefen seines Charakters entdeckt und es würde zu lange dauern jetzt alle aufzuzählen und mit meinen zu vergleichen. Vor allem, weil er für mich im Endeffekt doch immer ein kleines Geheimnis bleiben wird. Aber ja, ich konnte mich in ihm wiederfinden. Ich mag es sehr an ihm, dass er alles außer Acht lässt, was gerade nicht wichtig ist und viel Wert auf den Sinn von Worten legt. Ich kann es übrigens auch nicht leiden, wenn ich eine Frage stelle und keine passende Antwort darauf bekomme. Der Prinz hat eine wirklich faszinierende Gabe, den Kern einer Sache zu erkennen. Er und seine einzigartige Geschichte strahlen für mich Magie aus. Für den einen mag das ein Grund sein, sie als Kindergeschichte zu betiteln. Ich hingegen bin stolz, jetzt auch ein Stück von seiner Magie in meinem Herzen zu tragen.“ - Amelie
„Was meine Rollen angeht, konnte ich mich mit allen irgendwie identifizieren. Auch wenn es vielleicht keine gute Eigenschaft ist, kann ich manchmal arrogant und sehr von mir selbst eingenommen sein, so wie der Eitle. Das kann aber auch Selbstbewusstsein bedeuten, wobei ich Arroganz jetzt nicht schönreden möchte. Mit dem Geographen kann ich mich am wenigsten identifizieren, dennoch bin ich auch manchmal in diesem Modus, wo man nur arbeiten möchte und dabei eher monoton ist. Und zuletzt konnte ich mich auch etwas mit dem Fuchs identifizieren. Denn wenn man mich einmal kennt und damit klarkommt, dass ich meine Meinung sage, ob es passt oder nicht, wird sehen, dass ich nur wohlwollend, ehrlich und ein treuer Freund wie der Fuchs bin.“ - Yanni
4. Wie war die Atmosphäre unter den Darstellerinnen und Darstellern?
Wir hatten eine tolle Atmosphäre. Zum Glück gab es nie einen Konkurrenzkampf oder ähnliches. Zwischenzeitlich gab es mal Motivationslücken, Unmut und einen damit verbundenen Anstoß von Nelia, aber wir hatten untereinander immer viel Spaß. Vor allem hinter der Bühne. Im Backstagebereich sind einige Geschichten entstanden, die wir zum Glück auf Video aufgenommen haben, die uns die Proben versüßt und Nelia teilweise zur Weißglut getrieben haben. Wir waren schon ein ziemlich chaotischer Haufen. Aber weil wir schon mehrere Jahre zusammen bei Nelia gespielt haben und eine so kleine Gruppe waren, kannten wir die Stärken und Schwächen von jedem einzelnen. Es hat wirklich Spaß gemacht zusammen zu spielen.
5. Was habt ihr für euch im Einzelnen aus den Proben mitgenommen?
„Es steckt verdammt viel Arbeit hinter einem Theaterstück. Wenn ich mal im Theater sitze, werde ich deshalb mucksmäuschenstill sein.“ - Yannick
„Hör auf dein Herz, verfolg deine Ziele und nicht die von anderen.“
- Angelina
“Ich habe aus den Proben mitgenommen, nicht aufzugeben und auch wenn es anstrengend ist, zu 100 % da zu sein. Denn die ganze harte Arbeit zahlt sich am Ende aus.“ - Yanni
„Zwei Dinge: Erstens, wenn du etwas erreichen willst, musst du daran glauben. Zweitens, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ - Amelie
„Teamgeist. Im Endeffekt ist das Stück nur wegen einigen wenigen Personen auf die Bühne gekommen und der Rest hat seinen Teil aus Loyalität beigetragen. Dadurch hat sich vor allem Kampfgeist ausgeprägt. Durchhalten bis zum bitteren Ende.“ - Rosa
6. Hattet ihr Schwierigkeiten bei den Proben, also besonders "Zeitdruck"?
Ja, sehr. Es sind viele Proben ausgefallen und wir haben ewig gebraucht, bis wir den Text wirklich konnten. Dann ist uns noch eine Schauspielerin für längere Zeit ausgefallen und wir hatten nur sehr wenige Proben mit der Technik. Eigentlich stand das Stück tatsächlich erst wirklich zur Generalprobe... Dadurch konnten wir zwar nicht alles perfekt abliefern, aber die Technik hat einen tollen Job gemacht und wir haben noch einmal 120 % auf unsere Leistung draufgelegt.
7. Wie interpretiert ihr das Stück im Bezug auf euch?
„Naja, in dem Stück ist eine Kritik an der Gesellschaft und damit auch an mir. Durch das Theaterstück habe ich mir schon sehr intensiv Gedanken darüber gemacht und natürlich konnte ich mich selbst in eine dieser „Schubladen“ einordnen.“ - Rosa
„Man sollte trotz der bekannten Klischees keine Vorurteile haben.“
- Mehmet
„Nimm dich selbst nicht so wichtig.“
- Angelina
„Erwachsenwerden ist okay, aber man sollte sich selbst immer treu bleiben.“
- Yannick
„Ich bin ein Mensch. Das heißt, ich bin seltsam. Deshalb sollte ich mich öfters hinterfragen und bloß nicht zu wichtig nehmen. Niemals darf ich vergessen, dass ich das Wichtigste in meinem Leben nicht sehen kann. Dass Liebe Verantwortung bedeutet. Dass mir Bewunderung im Endeffekt nichts bringt und dass alles, alles, etwas ganz Besonderes sein kann.“ - Amelie
8. Würdet ihr noch einmal an einem Schultheaterstück teilnehmen?
In diesem Punkt sind wir uns alle einig: JA.
Wir würden uns dafür aber wieder so eine sympathische Gruppe und ein spannendes Stück wünschen.
Vielen Dank für eure Antworten! HIER GEHT ES ZU DEN FOTOS!