Erster Erasmus + Schüleraustausch nach Bitonto, Italien 

Geschrieben von S. Nufer / Nadine Abstoß / Marina Schmitz.

Endlich wird nun nach einiger zeitlicher Verzögerung, bedingt durch die primäre Organisation von Online-Lernen und Umsetzung der Corona-Maßnahmen am EvB, der Bericht unseres ersten Erasmus-Austauschs mit unserer Partnerschule in Bitonto, Italien, veröffentlicht. Beim Lesen des Berichts oder auch beim Ansehen der Fotos werden wir uns an Tage zurück erinnern, in denen man sorglos und selbstverständlich quer durch Europa reisen,Freunde treffen, zusammen Ausflüge machen und Partys feiern konnte -  eben Dinge, die uns für uns so selbstverständlich waren, dass man sich nicht vorstellen konnte, dass sich dies alles sehr schnell ändern könnte.

Unser Erasmus-Projekt ist gerade in diesen außergewöhnlichen Zeiten der politischen Anspannung und Debatten, aufkeimenden Nationalismen und der Gefahr eines Auseinander -driftens Europas ein starkes Statement für Solidarität mit Europa, mit  Italien und Spanien, für grenzübergreifende Freundschaften, für gemeinsame europäische Werte, für eine gemeinsame europäische Identität und Zukunft.

Wir waren sehr gerührt von der Herzlichkeit und Gastfreundschaft, mit der uns die italienischen AustauschlehrerInnen und SchülerInnen empfangen haben und sind dankbar für die unvergesslichen Eindrücke und interkulturellen Erfahrungen, die wir dank der ERASMUS-Förderung im Rahmen dieses Projekts erhalten durften. Auch konnten wir viele interessante Einblicke in das Schul- und Alltagsleben unserer italienischen Partner gewinnen. Wir lernten vor Ort auch die Lehrerinnen unserer spanischen Austauschschule und deren SchülerInnen kennen und planten zusammen die kommenden Aktivitäten in Deutschland und Spanien. An dieser Stelle möchte ich auch die Teilnehmenden unserer Erasmus-Gruppe lobend erwähnen, die sich vorbehaltslos und offen auf neue, wenn teilweise auch kulturell ungewohnte Erfahrungen eingelassen haben. Wir sind als Gruppe gewachsen und haben die gemeinsame Zeit  mit viel Freude, guten Gesprächen und tollen neuen Eindrücken verbracht. Herzlichen Dank an dieser Stelle auch an Frau Ring, die uns auf dieser Projektfahrt begleitet hat.


Geplant waren ja eigentlich ein Gegenbesuch in Deutschland Ende März 2020 und dann unser Besuch in Spanien im Oktober 2020, doch nun müssen aufgrund der Corona-Pandemie diese Besuche bis auf Weiteres verschoben werden. Leider sind sowohl Italien als auch Spanien extrem von der Corona-Krise betroffen, sodass zumindest in Italien der normale Schulbetrieb voraussichtlich erst im September startet. Für Spanien gibt es bisher noch keine Pläne zur baldigen Schulöffnung. Auch  mögliche innereuropäische Grenzöffnungen/Lockerung von Reisebestimmungen sind leider derzeit noch nicht absehbar. Wir werden Sie/Euch über die weitere Entwicklung des ERASMUS+ Projekts hier auf der Homepage auf dem Laufenden halten. 

Um unsere Eindrücke und Erfahrungen mit Euch/Ihnen zu teilen, gibt es hier einen Erfahrungsbericht unserer teilnehmenden SchülerInnen, geschrieben von Nadine Abstoß und Marina Schmitz. Leonie Zenses hat unsere Fahrt fotographisch dokumentiert. Vielen herzlichen Dank euch dafür!

Bilder im Artikel v.o.n.u.: (1) Trinationaler Workshop, (2) Gruppenfoto in Bari, (3) Mit den spanischen Kolleginnen im Rathaus, -Empfang durch den Bürgermeister von Bitonto (Weitere Fotos folgen später in einem Ordner in unserer Bildergalerie)

 

Ausflug nach Alberobello mit
traditionellen apulischen Häusern

 

Ausflug nach Matera, eine
der ältesten Städte Italiens.

Bericht Bitonto 2020

Am 17.2.2020 um 3 Uhr morgens begann die Reise unserer 22-köpfigen Erasmus-Gruppe des EvB in Richtung Flughafen Köln-Bonn. Die Vorfreude war deutlich zu spüren und nach einem Zwischenstopp in München sind wir Vormittags endlich in Bari gelandet. Wir wurden von unseren Austauschschülern und deren Eltern mit einem herzlichen Applaus empfangen und auch gleich mit nach Hause genommen um sich kennenzulernen und die Koffer auszupacken. Während der Fahrt lernten wir schon die ersten Unterschiede zwischen Deutschland und Italien kennen denn dort ist es nicht üblich sich anzuschnallen. Am frühen Nachmittag haben wir uns im Zentrum von Bitonto zu einer Museumsführung getroffen und erhielten verschiedenste Einblicke in die italienische Kultur. Auch die Schule unserer Austauschschüler, ein früheres Kloster, lernten wir an diesem Abend noch kennen, da für uns und die spanischen Gäste ein Willkommensfest von den Schülern des Liceo Classico e Linguistico "Carmine Sylos" organisiert wurde. Wir konnten dort an verschiedenen Veranstaltungen teilnehmen, wie zum Beispiel an der Aufführung des Chors, der Musikstücke in verschiedenen Sprachen vorführte (u.a. "on écrit sur les murs" und "1,2 Polizei"). Nach einem großen Buffet endete ein ereignisreicher Tag an dem auch das italienische Fernsehen anwesend war, um einen Beitrag über den Austausch zu drehen.

Am Dienstagmorgen stand in der Schule das Lösen eines von den spanischen Schülern organisierten Escape Rooms an, bei dem sich viele der deutschen Schüler ausgeklinkt haben, da dieser leider auf Spanisch und Italienisch war. Daran schloss sich der Besuch im Rathaus von Bitonto an, um dann auch vom Bürgermeister der Stadt herzlich willkommen geheißen zu werden. Der Abend dieses Tages stand uns und unseren Gastschülern frei zur Verfügung. Die Aktivitäten dieses Abends waren zum Beispiel ein Besuch an der Küste, bei den Familien oder im Bowlingcenter.

Tag 3 begann wieder in der Schule, in der alle Gäste und ihre Partner eine Fortbildung zur Sicherheit im Internet erhielten, die sich als sehr aufschlussreich erwies. Ab diesem Morgen hatten wir auch einen Dolmetscher, den Deutschlehrer der Schule, der für uns aus dem Italienischen übersetzte. Frau Nufer hat den spanischen Teil übernommen und so konnten wir beide Sprachen verstehen. Am Nachmittag dieses Tages sind wir mit Bussen nach Bari an die Küste gefahren um dort zwei Kathedralen zu besichtigen. Wir sind nicht pünktlich losgefahren, da die Italiener keinen sehr großen Wert auf Pünktlichkeit legen und gerne mal zu spät kommen. Am Abend ging es zu einem Dinner mit anschließender Party, bei der unsere Lehrer leider nicht anwesend waren, da es sehr stark regnete und gewitterte. Es war ein schöner Abend obwohl er sehr lang war und wir erst gegen 23 Uhr den Hauptgang serviert bekommen haben.

Der letzte Tag unseres Aufenthalts in Italien war zweigeteilt und bei vielen das Highlight der Reise. Am Morgen fuhren wir nach Alberobello, einem Vorort von Bari und ließen uns dort von den sogenannten Trullihäusern (kleine, meist weiße Rundhäuser mit spitz zulaufenden Steindächern) und den Dekorationen des Valentinstags beeindrucken, denn die Straßen waren mit herzen geschmückt. Von Alberobello aus fuhren wir weiter nach Matera und bekamen dort eine Führung durch die Sassi (Höhlensiedlungen). Matera wurde an Klippen gebaut, weshalb es viele unterirdische Räume und Kirchen gibt. Einigen dieser Kirchen statteten wir einen Eindruck hinterlassenden Besuch ab. Zum Abschluss unseres Aufenthaltes aßen alle Beteiligten des Erasmus+Projektes in einem Höhlenrestaurant zu Abend.

Am Abreisetag haben wir uns um 10 Uhr am Flughafen getroffen und verabschiedeten unsere Austauschschüler. Wir sind wieder über München geflogen und wurden am Flughafen Köln-Bonn vom Bus wieder abgeholt. Nach einer ereignisreichen Woche endete unsere Reise nachmittags wieder an der Schule. 

Der Austausch war eine schöne Erfahrung und eine gute Möglichkeit, interkulturelle Erfahrungen zu sammeln und das alltägliche Leben in einer italienischen Familie kennenzulernen. Zum Beispiel im sozialen Umgang miteinander, aber auch in der Art und Weise, wie man sprachliche Barrieren ohne Worte überwinden kann. Natürlich lernt man auch Dinge zu schätzen, die in einer Gesellschaft vielleicht einen höheren Stellenwert haben als in der eigenen, aber darum geht es. Dass man aufeinander zugeht und Verständnis füreinander entwickelt. Besonders in Europa, in dem so viele unterschiedliche Kulturen und Traditionen aufeinandertreffen. Manche Dinge kann man vielleicht nicht unbedingt nachvollziehen, doch ein europäisches "Wir-Gefühl" war in Anbetracht der momentanen Entwicklungen noch nie wichtiger. Den Schlüssel dazu bilden Verständnis und Kommunikation. Es ist klar, dass ein Schüleraustausch nicht viel ausmacht, jedoch ist er ein enorm wichtiger Schritt. Wir alle waren schon in England (Klassenfahrt 7.Klasse) und einige der älteren Schüler waren in Frankreich (Schüleraustausch), China (Schüleraustausch) und auch in vielen anderen Ländern, aber selten haben wir ein so großes Maß an Gastfreundlichkeit erlebt, welches mit einem familiären Verhältnis einherging.
Wir möchten uns im Namen der gesamten Gruppe bei Frau Nufer und Frau Ring für die Organisation bedanken. Ebenfalls ein großer Dank geht an unsere Gastfamilien und die italienischen und spanischen Koordinatoren für die Ermöglichung des Projekts. Dieser Austausch wird uns noch lange in Erinnerung bleiben!