O Captain, my Captain! - Der Club der toten Dichter

Geschrieben von T. Schmidt.

O Captain! my Captain! rise up and hear the bells;
Rise up—for you the flag is flung—
for you the bugle trills;
For you bouquets and ribbon'd wreaths—
for you the shores a-crowding;
For you they call, the swaying mass,
their eager faces turning.

Walt Whitman (1819 – 1892)

O Kapitän, mein Kapitän, steh auf!
Die Glocken dröhnen,
Das Fahnenschwenken gilt ja dir,
für dich die Hörner tönen,
Kränze und Blumen sind für dich,
am Ufer harrt die Menge,
Man späht und horcht und ruft nach dir
in wogendem Gedränge.

Eine amerikanische Flagge, ein großes Kreuz und Menschen mit klaren Wertvorstellungen. So beginnt die Inszenierung des Stücks „Der Club der toten Dichter" der 8d am vergangenen Wochenende. Die in diesem Stück dargestellte Privatschule, die zunächst traditionell erfolgreich und mit eindeutigen moralischen Leitlinien auftritt, entpuppt sich im Folgenden als beengende Zwangsanstalt, deren Schüler sich danach sehnen, endlich mehr Freiheit zu erfahren.

Die Ankunft des modernen Mr. Keating (Greta Hinz) in diesen altehrwürdigen Hallen bietet hierzu reichlich Gelegenheit. Der Perspektivwechsel, einmal mit beiden Beinen fest auf dem Lehrerpult zu stehen, langweilige Seiten aus Lehrbüchern zu reißen oder laut schreiend Fußbälle im Tor zu versenken macht sichtlich Spaß – und das nicht nur den Darstellern auf der Bühne, sondern auch den Zuschauern in der Aula. Ergänzt werden diese Erlebnisse durch die zunehmenden Freiheiten, die sich die Schülergruppe bei den Treffen des neu belebten „Clubs der toten Dichter" gönnt. Bei dessen Sitzungen wird alten Gedichten neues Leben eingehaucht, getrommelt oder gebrüllt. Eminem hätte seine Freude an den Schnapsflaschen (und den Besucherinnen) des Geheimverstecks.

Doch auch die Schattenseiten des Internatsdaseins und der strengen Familienstrukturen kommen in der von den Schülern selbst verfassten Stückfassung nicht zu kurz. Sowohl Mr. Keating als auch seine Schüler, besonders der talentierte und sensible Neil Perry (Kim Kirschsieper), erfahren immer wieder Gegenwind bei ihren Bemühungen etwas (oder jemanden) zu bewegen. Einzelne Geschichten enden hierbei dramatisch, tragisch, traurig... – und doch bleibt zuletzt die Hoffnung darauf, dass sich vielleicht doch etwas geändert hat, dass man vielleicht doch etwas bewegen kann, auch wenn der Preis manchmal sehr hoch ist. „O Captain, mein Captain!" rufen die Schüler, und der Kapitän verlässt am Ende das sinkende Schiff der klaren Wertvorstellungen. Die Schüler, so denkt man sich, werden wohl eher ihm nachfolgen, als dem an seinen inhaltsleeren Traditionen festhaltenden Schulleiter Mr. Nolan...

Der Klasse 8d, den mitwirkenden Gästen und der für die Gesamtleitung verantwortlichen Kollegin Isabel Ring sind viele beeindruckende Theatermomente in einem zügigen Tempo gelungen. Sowohl die Kulissen, als auch die technische Umsetzung sowie die Musik ergaben ein rundes Bild. Den Worten unseres Schulleiters Herrn Kronenberg, der die „beeindruckende Ensembleleistung" hervorhob, muss man eigentlich nichts hinzufügen – außer vielleicht, dass sich die Mühe sicherlich gelohnt hat!

Vielen Dank an: Wiktoria Banach, Lea Berhaus, Jannis Burgmer, Julius Brochhagen, Samira de Grote, Meike Friedrich, Alexander Floßbach, Jasmin Heider, Joslin Henrich, Greta Hinz, Anna Hoppe, Sarah Höhn, Aljoscha Jakubassa, Nils Junker, Kezban Karakus, Kim Kirschsieper, Lisann Klose, Dennis Konak, Sean Krause, Cherilyn Kremann, Nele Kruschinski, Marc Neumann, Timm Neumann, Anna Ruppricht, Klara Schneider, Moritz Schymatzek, Merle Stäbe, Lara Vorwerk, Julian Warkuß und - last but not least - Frau Ring!

Und nun geben wir zum Abschluss dem viel zitierten „Onkel Walt" erneut die Ehre:

O me! O life!
of the questions of these recurring,
Of the endless trains of the faithless,
of cities fill’d with the foolish, [...]
The question, O me! so sad, recurring—
What good amid these, O me, O life?
Answer:
That you are here—
that life exists and identity,
That the powerful play goes on,
and you may contribute a verse.

Ich und mein Leben,
die immer wiederkehrenden Fragen,
der endlose Zug der Ungläubigen,
die Städte voller Narren. [...]
Wozu bin ich? Wozu nutzt dieses Leben?
Die Antwort:
Damit du hier bist.
Damit das Leben nicht zu Ende geht,
deine Individualität.
Damit das Spiel der Mächte weitergeht
und du deinen Vers dazu beitragen kannst.

Walt Whitman (1819 – 1892)

Hier nochmals der LINK ZU BILDERGALERIE.