9. EvB-Podium mit Manfred Kressner

„Freigekauft. Zweimal." - Dies ist der Titel des jüngst erschienen Buches von Manfred Kressner. Der Auto berichtete am Dienstag, den 3.2.2015, in der Aula des EvB-Gymnasiums über seine Erlebnisse in der DDR. Während seines Vortrages mit dem Titel "Freigekauft! - Erfahrungen eines politischen Häftlings in der ehemaligen DDR!" gab er im Zuge des EvB-Podiums zunächst am Vormittag über 300 Schülern aus den Stufen 9-Q1 sowie einigen geschichtlich interessierten Q2-Schülern die einmalige Gelegenheit die Situation in der DDR aus der Sicht eines Zeitzeugen zu hören. In einer Abendveranstaltung hatten dann allen anderen Interessierten die Möglichkeit, sich von den Lebensbedingungen und Erfahrungen in der DDR "aus erster Hand" berichten zu lassen.

Herr Kressner schilderte eindrücklich seine Lebens- und Leidensgeschichte, die 1953 in Bad Lauchstädt in der DDR begann. Sein Vater, den er nie kennenlernte, war ein Parteifunktionär der SED. Aber auch seine Mutter und ihr späterer Ehemann, ein alter Klassenkamerad den Sie heiratete, als Manfred Kressner drei Jahre alt war, waren sozialistisch eingestellt. Hierdurch wurde er von Beginn an kommunistisch geprägt und erzogen. 1960 wurde Manfred Kressner eingeschult. Der Redner nahm die Zuhörer mit in die Vergangenheit, in der er einen vom Sozialismus und Militarismus geprägten Staat erlebte, in dem der Alltag von Propaganda und Entbehrung zeugte. Als Beispiel nannte er die Lebensmittelmarken, die endlosen Schlangen vor den Geschäften, leere Schaufenster, die "10 Gebote für den sozialistischen Menschen" oder seine Zeit bei den Jungpionieren.

1968 war seine Jugendweihe, nach der er eine Zimmermannslehre anfing, da er keine Lehrstelle als Koch bekommen hatte. Jedoch brach er diese relativ schnell ab und wurde Grenzsoldat bei der Volksarmee, bei der er sich für 10 Jahre verpflichtete. Zuvor wurden sowohl eine Kandidatur für die SED, als auch die Bewerbung für das Wachregiment der Stasi abgelehnt. Bei der VA wurde er relativ schnell Gruppenführer und Unteroffizier. Als er jedoch bei einem Fehlalarm an der Grenze einen Schießbefehl erhielt, kamen Manfred Kressner Zweifel an der DDR und er plante seine Flucht. Diese wurde aber durch einen Kameraden vereitelt und Kressner wurde zu 6 Jahren und 8 Monaten Haft verurteilt. Nach 5 Jahren wurde er aus der Haft entlassen, verblieb aber in die DDR. Eine Enttäuschung, da viele andere politisch orientierte Häftlinge, die von der Bundesrepublik Deutschland freigekauft wurden, in den Westen entlassen wurden.

Nachdem er zeitweise bei der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft gearbeitet hatte, unternahm er 1981 einen weiteren Fluchtversuch, diesmal über den Hartz. Als auch diese Flucht missglückte, da er bereits im Zug von Polizisten entdeckt wurde, verbrachte er über ein Jahr in Haft in Cottbus, bevor er nach Karl-Marx Stadt (heute Chemnitz) überstellt wurde. Von hier aus konnte er schließlich die DDR verlassen und wurde nach Westdeutschland gebracht. Heute lebt Manfred Kressner in Marienheide, ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Seinen Vortrag unterstützte Kressner durch viel Bildmaterial sowie einige "Requisiten", die er hauptsächlich im Nachhinein über das Internet erstanden hat. Ebenso trug er während seines Vortrags eine dem Original nachempfundene Häftlingsuniform, was die Authentizität seiner Erlebnisse unterstrich. Der anhaltende Applaus sowie die konzentrierte Atmosphäre während der Vorträge sprachen für den Erfolg der Veranstaltung. Wir danken Herrn Kressner und Karsten Brücker, dem Initiator des Vortrags, für ihr Engagement!

Eine Bildergalerie des Vortrags findet man hier.