Rechtsextremismus: Bericht eines Aussteigers

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Am Freitag, dem 20.1.2017 besuchte der Ex-neo-Nazi Axel Reitz mit dem Sekten- und Extremismusbeauftragten Andrews Schäfer das EvB. Herr Reitz berichtet in einem kurzen persönlichen Einstieg, wie er als Jugendlicher (mit 14 Jahren) in zunehmend engeren Kontakt mit der rechtsextremen Szene kam, welche Regeln und „Gesetze“ dort herrschen und warum er sich von dieser Szene im Jahre 2012 wieder getrennt hat. Nach kurzen Fragen von Herrn Schäfer standen beide Gäste bereit, vorbereitete und spontane Fragen von der 9. Klassen zu beantworten. Begleitet wurde die Veranstaltung von Herrn Brücker.

In mehreren Gesprächsabschnitten wurde über die Maßnahmen und Aktionen der Rechtsextremen gesprochen. Außerdem wurde erklärt, warum die rechte Szene für manche Jugendliche so attraktiv ist. Ein Grund sah Herr Reitz darin, dass er, vor allem in der Schule, nicht offen darüber reden konnte, da alle rechten Gedankengänge als falsch und verboten dargestellt wurden und er – als vorher guter Schüler – in dieser schwierigen Phase ausgegrenzt wurde. Dabei sei es genauso legitim, mit demokratischen Mitteln rechts zu sein, wie links oder in der Mitte, solange die Überzeugungen sich eben innerhalb der freiheitlich-demokratischen Grundordnung bewegten und nicht in Extremismus ausarteten.

Sollte ein Jugendlicher (Freund, Familie, Bekannter, etc.) rechtes Gedankengut äußern, so dürfe man ihn dennoch nicht vorschnell ausschließen oder dafür bestrafen, da dies nur zu stärkeren Zuneigungen zur extremen Szene ausarten könne. Herr Reitz habe dies persönlich erlebt, als er von all seinen Freunden ausgegrenzt wurde, was ihn dann stärker zu den Rechten hingezogen habe. Erst nach zahlreichen Demonstrationen, zwei kurzen Inhaftierung wegen Volksverhetzung und Prügeleien mit Linksextremen, wobei er selbst nie körperliche Gewalt angewendet habe, wurde ihm bewusst, welch fatale Folgen es mit sich bring, rechtsextrem zu sein und andere Menschen in dieser Weise zu verachten.

In der rechtsextremen Szene gebe es keine wirkliche Solidarität oder echte Freundschaft. Die Demokratie werde abgelehnt. Nach zwei Jahren im Gefägnis wegen Volksverhetzung und einer kurzzeitigen U-Haft trat er aus der rechten Szene aus und zeigte damit allen, dass ein Ausstieg möglich ist. Nun lebt er wieder in engem Kontakt mit seiner Familie, von der er seit seinem 16. Lebensjahr getrennt war.